Jugendbeteiligung im Strukturwandel

Studie über die Beteiligung Jugendlicher im Strukturwandel und neue Ansätze für erfolgreiche Beteiligungskonzepte

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28. Juni 2023 -

Das Mitteldeutsche Revier befindet sich in einem umfangreichen Transformationsprozess. Dekarbonisierung, demografischer Wandel und Digitalisierung zählen zu den größten Herausforderungen der Region. Sie sind mit weitreichenden politischen Entscheidungen verbunden. Diese strukturwandelrelevanten Entscheidungen betreffen nicht nur die kommenden Jahre, sondern oft Jahrzehnte. Umso wichtiger ist es, Menschen in den Strukturwandelprozess einzubeziehen, die in Zukunft mit den Auswirkungen der Entscheidungen von heute konfrontiert sein werden. Die Ideen Jugendlicher sind dabei von besonderem Wert.

Um zu erfahren, was junge Menschen über den Strukturwandel denken, welche Themen ihre Lebenswelt berühren und was sie von der Bildungslandschaft ihrer Region erwarten, hat das Netzwerkbüro „Bildung im Strukturwandel in Mitteldeutschland (BiSMit)“, das beim Deutschen Jugendinstitut (DJI) angesiedelt ist, ein Partizipationsformat mit Jugendlichen durchgeführt.

Die Workshops fanden 2022 im Landkreis Leipzig statt, also in einer Kommune, in der noch immer Braunkohle abgebaut wird. In drei Schulen wurden Workshops durchgeführt: in einer Oberschule, in einem Gymnasium und in einer Beruflichen Schule. Die Altersspanne der Jugendlichen reichte von der achten Klasse bis zur Abschlussklasse der Beruflichen Schule. Im Anschluss an die Workshops hatten die Jugendlichen die Gelegenheit, ihre Ideen und Wünsche mit Verantwortlichen der Kommunalverwaltung zu diskutieren. Darüber hinaus wurden die Beiträge der Schülerinnen und Schüler dem Landkreises Leipzig zur Erarbeitung eines Jugendbeteiligungskonzepts bereitgestellt.

Ergebnisse des Beteiligungsformats

Diskussionsthemen waren Dekarbonisierung, demografischer Wandel und Digitalisierung, als Handlungsfelder. Dabei konnten die Jugendlichen die Digitalisierung besonders gut mit ihrer Lebenswelt verbinden. Während bei den Jüngeren Bedarfe wie Netzausbau und leichtere Verfügbarkeit von Streaming-Anwendungen benannt wurden, beschrieben die Schülerinnen und Schüler der Berufsschule mobiles Arbeiten, Automatisierungsprozesse oder digitale Behördengänge als zukunftsrelevant. Zum Handlungsfeld Dekarbonisierung diskutierten sie insbesondere die Themen Klimaschutz, Energiewende und Mobilität und nannten als Wünsche den Ausbau des ÖPNV, stärkere Entwicklung klimaneutraler Antriebe oder Unabhängigkeit von ausländischen Rohstoffquellen.

Beim Thema Demografischer Wandel waren den Jugendlichen vor allem Bleibefaktoren wichtig. Ihr Fazit: Nur wenn junge Menschen in ländlichen Räumen bleiben, können Problemlagen wie Überalterung, Wegzug oder Fachkräftemangel positiv beeinflusst werden. Nach ihrer Ansicht sind unter anderem Bildungs-, Freizeit- und Jobperspektiven vor Ort wesentliche Gründe, um in einer Region zu bleiben.

Ansätze für gelingende Jugendbeteiligung

Die Auswertung des Partizipationsformats mit den Jugendlichen zeigt, dass der Strukturwandel nicht nur ein Thema von Wirtschaft und Politik ist, sondern auch ein Jugendthema. Jugendlichen sollte ein Mitspracherecht bei zukunftsrelevanten Fragen eingeräumt werden, dies gilt nicht nur für Kohleregionen. Gute Beteiligung gelingt nur, wenn konkrete Ziele benannt, Ergebnisse transparent kommuniziert und Maßnahmen nachvollziehbar umgesetzt werden. Um diese Qualitätskriterien zu berücksichtigen, braucht Jugendbeteiligung Institutionalisierung, also in Verwaltung verankerte Schnittstellen und konkrete Ansprechpersonen. Auch Bildung ist eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Beteiligungskonzepte, denn das Wissen, wie Politik und Verwaltung arbeiten, erleichtert den Zugang zu demokratischen Prozessen. Diese und weitere Ansätze für erfolgreiche Beteiligungskonzepte auf kommunaler, regionaler oder länderübergreifender Ebene präsentiert der Studienbericht „DAS kümmert mich die Welt von morgen. Jugendbeteiligung im Strukturwandel“. Dabei wurden nicht nur die Ergebnisse des im Landkreis Leipzig durchgeführten Partizipationsformats berücksichtigt, sondern weitere Beteiligungsprojekte analysiert.

Netzwerkbüro Bildung im Strukturwandel in Mitteldeutschland

Das Netzwerkbüro Bildung im Strukturwandel in Mitteldeutschland (BiSMit) ist Teil des Kompetenzzentrums Bildung im Strukturwandel. Das Kompetenzzentrum besteht aus drei Netzwerkbüros, die in den deutschen Braunkohlerevieren verortet sind. BiSMit hat ein regionales Bildungsmonitoring für das Mitteldeutsche Revier etabliert und führt wissenschaftliche Studien zu Themen an der Schnittstelle von Bildung und Strukturwandel durch. BiSMit wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert.
 

Netzwerkbüro Bildung im Strukturwandel (BiSMit)Studienbericht. DAS kümmert mich die Welt von morgen, Jugendbeteiligung im Strukturwandel


Kontakt
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Netzwerkbüro Bildung im Strukturwandel
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Marion Horn
Abteilung Medien und Kommunikation
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